Aus der Sicht der Psychologie

Abgeschickt von dinosaurus am 09 April, 2002 um 08:50:56:

Zitierter Thread

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Wer nicht verrückt wird, ist selbst dran schuld.

Auf kath.de läuft unter anderem wieder mal die Diskussion von:

> Unterscheidet sich der Glaube an Gott von einer Wahnvorstellung.

Nette Anfrage an Radio Eriwan? ;-)

Im Prinzip nicht!

Nur ist er keine einzige Vorstellung, sondern eine ganze Masse davon und eine Denkweise. Und er ist kein eigenerzeugter Wahn, sondern eine fremderzeugte Neurose.

Eine tatsächliche Wahnvostellung hingegen ist stets eigenerzeugt - wird nicht von außen übernommen, sondern aus einer inneren Disposition hergestellt und aufrecht erhalten. Das ist der Götterglaube jedenfalls NICHT, auch wenn er bisweilen zu einem solchen Zustand führen kann.

Als Form der Neurose ist der Götterglauben wie jede andere Neurose auch plastisch (regelrecht veränderbar, selbst auszukurieren oder "einzuleben"), sofern er nicht die Persönlichkeit völlig zerrüttet hat oder sich kein weiterer Hokus-Pokus beimengt. Dann erscheinen so ziemlich zwei Verlaufsformen, von der die eine mit günstigerer Prognose in die schrill schillernde Privatreligion führt, die andere hingegen in den sekundären Gewinn, die den eigenen Glauben angenehm und sinnvoll erscheinen läßt - jedoch das rationale Denken partiell, doch zuverlässig inhibiert. Kurz: Zum aufrecht Gläubigen, der tatsächlich glaubt, was er vom Gott spricht. Der aufrecht Gläubige ist daher wie der (echte) Nicht-Gläubige kompromißlos, zuverlässig und berechenbar --> Also ehrenhaft, weil er ja ebenso wie der (echte) Nicht-Gläubige "Recht hat" hat und deshalb keine begründeten Zweifel fürchten muß, die ihn erschüttern könnten.

Wird der einstmalige Götterglaube aufgeklärt und beseitigt, verbleibt in jedem Fall ein Residuum, welches wir beispielsweise in Form des gemeinen Agnostikers vorgeführt bekommen --> halbwegs herum entmystifizierende Personen, welche sich im Gegenzug für ihre selbsterbrachten (und zweifellos erheblichen Leistungen) schnell mal Niedertracht und freches Mundwerk gönnen. Man kann sichs ja leisten.

Ob man mit ner Neurose besser leben kann als mit einem Wahn sei dahin gestellt. Jedenfalls nehmen Neurosen mitunter auch ganz ordentliche Schweregrade an. Ich für meinen Teil verzichte gern auf beides.


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