Re: Antworten

Abgeschickt von Roger Pfau am 18 Oktober, 2003 um 16:11:40:

Antwort auf: Re: Antworten von Stefan am 18 Oktober, 2003 um 04:16:55:

": Eigentlich spreche ich hier nicht vom Gebet, obwohl das auch eine Möglichkeit wäre ... "

nun, ich bin Zen-Praktiker, seit vielen Jahren. Möglicherweise ist Zen-Meditiation nicht unbedingt das, was Sie unter "Kommunikation" verstehen würden. Dennoch finde ich viele Bezüge zu christlichen Mystikern. Islamische Mystiker sind mir leider nicht in diesem Ausmaße vertraut geworden; das wenige, was ich von ihnen und über sie gelesen habe, scheint jedoch in eine vergleichbare Richtung zu weisen, so daß mir eine vorsichtig formulierte These plausibel erscheint, welche daraus hinausläuft, daß der Erfahrungskern mysthischer Erfahrungen aus einer gemeinsamen Quelle schöpft, auch wenn das Wasser anschließend in verschiedene Gefäße gegossen wird. Einen fundamentalen Unterscheid gibt es jedoch: für einen Zen-Praktiker ist diese Quelle immer eine Fähigkeit, Eigenschaft, Möglichkeit des Menschen und verweist nicht auf einen Gott. Mysthiker verschiedenster monotheistischer Religionen vertreten hierzu unterschiedliche Auffassungen, mehrheitlich jedoch die, daß es sich um eine innere Offenbarung eines Gottes handele (extrem vereinfacht umrissen).

": Wie ich Ihnen in einer anderen Antwort bereits geschrieben habe, passiert Ihnen dieses Phänomen ebenso, nur im Bezug darauf, dass Sie nun mal an die Nicht-Existenz Gottes glauben ... "

Stellen sich Ihnen meine Äußerungen so dar? Dann habe ich sie schlecht formuliert. Ich glaube weder an die Existenz noch an die Nicht-Existenz Gottes. Ich bin auch kein Agnostiker, da ich Zweifel nicht zum Selbstzweck erhoben habe. Meine Position läuft darauf hinaus, daß Existenz oder Nichtexistenz nicht über Glauben, Ansicht, Für-möglich-halten, Für-Unmöglich-halten und dergleichen entschieden wird, sondern über Erweis. Anders gesagt, solange sich ein eventueller Gott nicht erweist, ist er belanglos und alle Aussagen aller Religionen machen "ihn" nicht belangvoller. Sofern er sich erweist, benötige ich Religionen auch nicht mehr und schon gar nicht als Mediator "seiner" Existenz. Zeigen Sie mir religiöse Aussagen und ich zeige Ihnen menschliche Vorstellungen. Überflüssig, sobald "er" sich tatsächlich erweisen sollte.


": Zum Ersten, tut es mir Leid, dass Sie auf solche Christen getroffen sind ...."

Eine mir wesentlich erscheinende Frage? Gibt es die Wahrheit eines Glaubens unabhängig von den Erweisen seine Anhänger oder sind die Erweise der Anhänger die Wahrheit des Glaubens? Anders gefragt: Sind die Kernaussagen des Christentums, des Kommunismus, des Islam und aller anderen durch den Unfug widerlegt, den sich die jeweiligen Anhänger in ihren Kriegen, Inquisitionen, Folterungen usw. erlaubt haben?

Ich denke, sie sind nicht widerlegt, aber suspekt gemacht. Mir scheit es so zu sein, daß sich darin ganz klar erweist, daß es nicht um die Bekenntnis eines Glauben oder Weltanschauung, die Verinnerlichung eines Glaubens oder Weltanschauung, die Apologetik eines Glaubens oder einer Weltanschauung oder die Zughörigkeit geht, sondern allein um die Praxis des Lebens, mögen sich Menschen Richtlinien für diese Praxis hohlen, woher sie wollen.


": Was das angeht, was Menschen passieren soll, die nicht als Muslim sterben, so müssten wir, denke ich, einen neue Diskussion anfangen, da vorher bestimmt einige Mißverständnisse zu klären wären."

Nur zu :-)

": Ein gläubiger Mensch könnte Ihnen hierauf antworten, dass Gott zwar nicht mit den physischen Augen gesehen werden kann, da er ja an die Unsichtbarkeit und Transzendenz Gottes glaubt, es aber durchaus möglich ist, sich Gott auf jede nur existierende, aber im Einzelfall auch funktionierende Art und Weise zu nähern. Er könnte weiter ausführen, dass ja Gott, der den Menschen erschaffen hat, ihn besser kennt als dieser sich selbst, und deswegen immer für jedes einzelne Wesen den besten und zielsichersten Weg kennt, sich diesem Wesen zu nähern. Denn er glaubte, dass wir nur einen Weg zu Gott finden können, wenn Er das auch will. Und deswegen es eigentlich Gott in Seiner Liebe ist der uns sucht und sich gleichzeitig von uns suchen und finden lässt."

ja, er könnte all das antworten, und ich würde sagen: "zirkulär, mein freund. für dich gültig, weil du dich entsprechend entschieden hast, für mich nicht evident, nur einen denkmöglichkeit unter vielen. geh in frieden"

: Zuletzt würde er ihnen wahrscheinlich antworten, dass das Leben nun mal so geschaffen ist, dass es keinen Weg zu Gott gibt der vor anderen Menschen nicht mißbrauchbar wäre, denn niemand könnte erkennen was im Herzen eines anderen Menschen ist,

um einen augenblick in eine metapher einzutreten: wie wünschte ich, ich wäre an hiobs stelle gewesen :-) gott hätte mich töten müssen, aber ich wäre nicht zurückgewichen und hätte ihm seine ganze argumentation um die ohren geschlagen, da sie nur darauf hinausläuft, was für ein toller kerl er, und was für ein armes würmchen ich sei. ein dämon ist ein dämon, auch wenn er im gewande eines gottes auftritt :-)


": Welche Phänomene werden denn Ihrer Meinung nach darmit subsummiert? Mir ging es hier gar nicht um "das Leben danach" oder Ähnliches, allerdings würde mich schon interessieren, wie Sie dies anhand der Realität entscheiden lassen wollen? Heißt das, Sie warten einfach ab, ob Sie nach Ihrem Tod noch da sind und beurteilen dann die Sachlage endgültig? Das wäre dann eine aus Mangel an Beweisen vertagte, aber für Ihre Situation vernünftige Entscheidung. "

nach Ende meines physischen Lebens werde ich entweder mangels bewußtheit gar nichts mehr wahrnehmen oder aber, ich werde sehen, was sache ist. in beiden fällen ist eine beurteilung - und schon gar eine a priore beurteilung - überflüssig.


: Mir ging es eigentlich darum, Sie zu fragen, ob sie an so etwas wie Liebe "glauben", bzw. sie für existent halten, sei es aus persönlicher Erfahrung, was ich Ihnen wirklich wünsche, oder aus irgendeiner sonstigen Form von persönlich überzeugendem Beweis.

ich glaube nicht an liebe, aber ich erkenne sie, wenn sie vorliegt :-) in diesem wie in vielen fällen wiegt ein erweis unendlich viel proklamationen auf

"Falls Sie dies tun, hätte mich interessiert, wie Sie sich dieses Phänomen erklären (Entstehung, Nutzen, Zweck, usw.) und mit welchem (körperlichen?) Organ Sie dieses Gefühl zu empfinden vermochten."

Darf ich eine Gegenfrage stellen? Welche Frage wäre denn mit einer "Seele" beantwortet? Mir scheint es so, daß mit einer solchen Antwort die Frage lediglich verlagert oder umgangen ist. Welche Frage wäre denn mit der Existenz eines Gottes beantwortet. Meinen Sie, die nächste Frage würde nicht gestellt? Wieso kann er das, was er kann? Und der Verweis darauf, daß er halt Gott ist, verzeihen Sie, das ist keine Antwort und erinnert höchstens an die Aussage von Physikern, man könne nicht mehr sinnvoll nach der Zeit vor dem Urknall fragen; als ob irgendjemand sich dadurch von der Frage abhalten ließe.

: ... und dass Gott in Seine Schöpfung so viele wunderbare kleine Details, so viele "versteckte" Hinweise, die eigentlich offen daliegen, und so viele den menschlichen Verstand quasi "unendlich" übersteigenden Dinge und Größenordnungen eingebaut hat, dass darin für jeden Menschen der diese "Schrift" zu lesen willig ist, genügend Zeichen und Beweise enthalten sind, den Schöpfer oder Urheber dieser "Schrift", dieses Universums erkennen zu können ... "

hätte Sie anstelle "erkennen zu können" "hineininterpretieren zu können" geschrieben, würde ich Ihnen zustimmen

"Weiterhin würde er sie darauf hinweisen, dass wenn man schon an Gott glaubte, man Ihn sich als einen Allmächtigen, wie auch Liebevollen, vorstellte ..."

Ist der zweite Teil des Satzes in Ihren Augen eine notwendige, zwangsläufige Konsequenz des ersten Teils? Das würde mir nur einleuchten, wenn ich annehmen müßte, daß es gar nicht um einen realen Gott geht, sondern nur darum, daß "man ja an irgendetwas glauben muß" und wenn schon so, dann eben so, daß man am besten damit klarkommt in seinem leben. Was ist, wenn Gott real existiert UND ein dämon von ausersuchter bösartigkeit ist?


: Obwohl ich Ihren Gedankengang nachvollziehen kann, muß ich Sie darauf hinweisen, dass es äußerst unwahrscheinlich ist, dass Sie Gott mehr als Allmacht zutrauen.

die frage scheint mir zu sein, was mit "allmacht" gemeint ist, nicht wahr? und nicht spielchen der art "kann gott einen stein so schwer machen ..." was meinen Sie, wenn Sie von allmacht sprechen?


auch ich beginne, unsere Konversation zu genießen.
ebenfalls freundliche Grüße
roger



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