Paulus- und andere Fälschungen

Abgeschickt von Schalker am 23 Mai, 2002 um 15:31:18:

Antwort auf: Re: Spiderman - Der Film mit christlichen Inhalten von Andreas am 19 Mai, 2002 um 07:32:06:

: ::"Das ist, was Paulus in seinen Briefen meinte,..."
: : In den "echten" oder den gefälschten?

: Welche sind denn gefälscht? Oder wo gibt's die echten?

Bitte schön, hier poste ich dir, was ich auf die Schnelle gefunden habe (ist übrigens ein alter Hut, längst von Theologen anerkannt):

Lüdemann: (...) Der älteste Teil des Alten Testaments entstand 1200, der jüngste 165 Jahre vor Christi Geburt. Beim Thema Widersprüche sind wir am Ausgangspunkt all meiner Überlegungen. Die Texte des Neuen Testaments sind nicht nur, wie es oft heißt, Zeugnisse des Glaubens, sie sind weithin auch Kampfschriften, gerichtet nicht nur gegen äußere Feinde, sondern auch gegen Christen, die anders denken. Deshalb widersprechen sich die Evangelien und Briefe an vielen Stellen. Da schlagen sich im "Wort Gottes" Richtungskämpfe nieder, bei denen auch vor Verleumdungen und zumindest in einem Fall vor einer massiven Fälschung nicht zurückgeschreckt wurde.


SPIEGEL: Wo?
Lüdemann: Es gibt zwei Briefe an die Thessalonicher. Nicht nur steht im zweiten etwas ganz anderes als im ersten, mehr noch: Der Autor des zweiten Briefes behauptet, der erste Brief sei gefälscht, und er stelle das nun klar. Dabei ist es genau umgekehrt: Er selbst ist der Fälscher. Der erste Brief stammt von Paulus, der zweite nicht. Dessen Autor gibt sich als Paulus aus und bekräftigt dies noch: Er habe den Brief geschrieben "mit meiner, des Paulus, Hand". Alles gelogen.
SPIEGEL: Darin, daß der zweite Brief nicht von Paulus stammt, stimmen fast alle Fachkollegen mit Ihnen überein, aber die meisten gehen mit dem Pseudo-Paulus nicht so hart ins Gericht wie Sie. Die Kirchgänger wissen von all dem nichts, sie glauben, daß Paulus beide Briefe geschrieben hat, weil es so in der Bibel steht.
Lüdemann: Es ist ein Skandal, daß man das Kirchenvolk, das evangelische wie das katholische, noch immer in dem Irrglauben läßt, das Neue Testament sei von Aposteln oder Apostelbegleitern geschrieben worden - alle 27 Teile, also die 4 Evangelien, 21 Briefe, die Apostelgeschichte und die Johannes-Offenbarung. Dabei stammen nur 7 Briefe von einem Apostel, nämlich von Paulus. Kein einziger Autor hat Jesus gekannt und sozusagen aus erster Hand berichtet. Paulus wurde ja erst nach Jesu Tod zum Christen.
SPIEGEL: Demnach war es eine Fehlentscheidung, als die Kirche um 200 nach Christi Geburt bestimmte, was als "Gottes Wort" in die Bibel kommt und was als Menschenwort draußen bleibt? Kriterium war, ob ein Text von einem Apostel stammt.
Lüdemann: Zweifellos war es ein Fehler. Hätte man damals gewußt, was man heute weiß, so hätte man ein anderes Kriterium wählen müssen, oder aber das Neue Testament wäre ein dünnes Bändchen mit sieben Paulus-Briefen.


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